Fazit zu den geführten Interviews
Früher war die Pille stärker nachgefragt als heute. Mittlerweile bevorzugen viele Frauen eine langfristige Verhütung, wie die Hormonspirale oder hormonfreie Methoden. Leider gibt es nicht viele hormonfreie Alternativen und schon gar nicht solche mit einer vergleichbar hohen Sicherheit. Das Kondom ist noch immer die beliebteste Alternative und schützt zudem auch als einzige vor sexuell übertragbaren Krankheiten. Eine weitere Möglichkeit ist die natürliche Planung, bei der die fruchtbaren Tage gemessen werden. Diese Methode funktioniert sehr gut um schwanger zu werden, doch zur Verhütung ist sie zu unsicher und sollte daher mit einem Kondom kombiniert werden. Für junge Frauen mit unregelmässigem Zyklus ist diese Verhütungsmethode ungeeignet und wird eher Personen in einer festen Partnerschaft empfohlen, bei der eine Schwangerschaft keine Katastrophe wäre.
Die Kupferspirale ist zwar auch beliebt, wird aber oft kritisiert, weil sie starke Blutungen und Regelbeschwerden hervorrufen kann. Diese Methode scheint etwas unmodern zu sein, da man sich ein Schwermetall in den Körper setzt, welches eine lokale Entzündung in der Gebärmutter verursacht. Zusätzlich kann durch den Blutverlust ein Eisenmangel entstehen.
Die Gynäkologin meint, es wäre geschichtlich dargelegt, dass der weibliche Körper eigentlich gar nicht dafür ausgelegt ist, jeden Monat eine grosse Menge Blut zu verlieren. Mit einer hormonellen Verhütung kann man den Blutverlust regulieren und so einen Eisenmangel beheben. Ebenfalls können starke Regelbeschwerden oder Endometriose auf diese Weise therapiert und es müssen keine Schmerzmittel mehr eingenommen werden, welche der Leber schaden.
Durch die Interviews lernte ich, dass es neben der Regulierung eines Eisenmangels und der Linderung von Regelbeschwerden oder Endometriose viele weitere Gründe gibt, warum sich Frauen für eine hormonelle Verhütung entscheiden. Die Methoden gelten als sehr sicher, ermöglichen mehr Selbstkontrolle und führen oft zu einer schwächeren und weniger scherzhaften Blutung. Ausserdem wird die Fruchtbarkeit nicht dauerhaft beeinflusst und die Frau kann nach dem Absetzen nach kurzer Zeit wieder schwanger werden.
Kombinationspräparate, die sowohl Östrogen als auch Gestagen enthalten, bieten zusätzliche Vorteile wie einen regelmässigeren Zyklus, reinere Haut und weniger Haarausfall. Reine Gestagenpräparate, also östrogenfreie Produkte, wirken auf Haut und Haare dagegen eher neutral bis leicht verschlechternd. Der Zyklus ist zudem eher unstabil und Zwischen- oder Schmierblutungen können gelegentlich auftreten.
Bei allen hormonellen Verhütungsmethoden gehen leider sexuell übertragbare Krankheiten meist vergessen, wenn man über längere Zeit auf diese Weise verhütet. Durch die Übertragung dieser Krankheiten kann ein Risiko für Gebärmutterhalskrebs entstehen, gegen welchen man sich aber glücklicherweise impfen lassen kann. Ausserdem besteht bei den Kombinationspräparaten ein Thrombose- und Schlaganfallrisiko. Besonders gefährdet dafür sind Raucher und Personen mit Adipositas (Fettleibigkeit), starker Migräne, hohem Blutdruck oder Diabetes mit Gefässerkrankung. Falls in der Familie eine Thrombose vorkam, sollte man ebenfalls auf östrogenhaltige Produkte verzichten. Diese Risikopatienten können dennoch eine Hormonspirale oder andere östrogenfreie Präparate nehmen.
Heutzutage klagen viele Frauen über depressive Verstimmungen. Das Gespräch machte mir bewusst, dass die Pille an diesen Begleiterscheinungen grösstenteils gar nicht schuld ist. Sie verhindert lediglich den Eisprung und damit auch das kleine Stimmungshoch, das normalerweise in dieser Phase entsteht. Generell scheint die heutige Jugend emotional stärker belastet oder weniger belastbar zu sein als noch vor 20 Jahren. Die sozialen Medien spielen dabei eine grosse Rolle, denn der ständige Vergleich mit anderen können das eigene Bewusstsein stark beeinflussen.
Aus dem Austausch mit den Gynäkologinnen nehme ich mit, dass das Risiko, durch hormonelle Verhütung an Krebs zu erkranken, sehr gering ist und in der Regel vernachlässigt werden kann. Wer nicht raucht, sich ausgewogen ernährt, regelmässig bewegt und wenig Alkohol konsumiert kann so Prävention leisten.
Die Ärztinnen sehen sogar positive Effekte auf bestimmte Krebsarten.
Kombinationspräparate bieten eine rund 3-prozentige Risikoreduktion für verschiedene Krebsarten, insbesondere Eierstock- und Darmkrebs. Denn durch die Unterdrückung des Eisprungs werden die Eierstöcke geschont, die Oberfläche wird nicht unnötig verletzt und sie müssen weniger Reparaturarbeit leisten. Die Hormonspirale senkt zudem das Risiko auf Gebärmutterschleimhautkrebs.
Dennoch besteht laut den Gynäkologinnen weiterhin Forschungsbedarf, insbesondere zu den positiven Effekten und Langzeitfolgen anderer hormoneller Verhütungsmethoden als der Pille. Auch die Wirkung auf die Blutgefässe sollte genauer beforscht werden, da Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach wie vor die häufigsten Todesursachen sind und zu den Gefässerkrankungen gehören.
Das Gespräch mit den Fachpersonen zeigte mir, dass viele junge Frauen falsch informiert sind und Vorurteile gegenüber hormoneller Verhütung haben. Häufig beruhen ihre Ängste auf Gerüchten, die nicht aufklären, wie gering das tatsächliche Risiko ist. Schuld daran sind einerseits die sozialen Medien und andererseits der mangelnde Sexualkundeunterricht. Besonders wichtig ist es daher, in solchen Fällen die individuelle Beratung bei einer Fachperson aufzusuchen, die eine eindeutige Aufklärung geben und die passende Verhütung suchen kann, da persönliche Bedürfnisse, Wünsche und mögliche Risiken ebenfalls eine grosse Rolle spielen. Dadurch wurde mir bewusst, dass die Beratung zwischen Patientin und Arzt oder Ärztin besonders wichtig ist. Ausserdem denke ich, dass viele Unsicherheiten und Gerüchte verschwinden würden, wenn Fachpersonen selbst Aufklärungsvideos im Internet veröffentlichen würden. Zukünftig möchte ich bei solchen Themen, die auch mich verunsichern, eher auf Fachinformationen setzen, als mich vom Internet beeinflussen zu lassen. Denn durch die Interviews konnte ich mein Wissen über Verhütung erweitern und fühle mich nun sicherer und besser informiert.
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