Wirkung auf den Hormonhaushalt
Die wichtigsten Wirkstoffe hormoneller Verhütungsmittel sind synthetische Östrogene und Gestagene. Am häufigsten wird das Östrogen «Ethinylestradiol» und seltener «Estradiol» und «Estradiolvalerat» eingesetzt. Bei den Gestagenen werden «Levonorgestrel», «Drospirenon», «Desogestrel» oder «Dienogest» verwendet. Diese Stoffe greifen gezielt in den natürlichen Hormonhaushalt der Frau ein.
Durch die regelmässige Zufuhr dieser Hormone wird die Ausschüttung der körpereigenen Hormone LH (luteinisierendes Hormon) und FSH (follikelstimulierendes Hormon) aus der Hypophyse im Gehirn stark vermindert.
Das Gestagen beeinflusst insbesondere das LH, wodurch die Eizellreifung gehemmt und der Eisprung verhindert wird. Gleichzeitig verdickt sich der Schleim im Gebärmutterhals, sodass keine Spermien in die Gebärmutter gelangen können. Zusätzlich wird die Gebärmutterschleimhaut so verändert, dass sich eine befruchtete Eizelle gar nicht einnisten kann. Das Östrogen wirkt vor allem auf das FSH, sodass keine weiteren Eizellen produziert werden, unterstützt zusätzlich die Wirkung des Gestagens und sorgt für einen stabileren Zyklus.
Insgesamt befindet sich der Körper durch die Zufuhr dieser Hormone in einem künstlichen Zustand, der dem einer frühen Schwangerschaft ähnelt.
Die natürliche Hormonproduktion von Östrogen und Progesteron (natürliches Gestagen) wird dabei deutlich heruntergefahren, sodass die synthetischen Hormone die Steuerung des Zyklus übernehmen.
Wirkung auf den Körper
Durch hormonelle Verhütung können verschiedene körperliche Veränderungen auftreten. Viele Frauen berichten beispielsweise von einer Gewichtszunahme, die durch Wassereinlagerungen oder eine Appetitssteigerung verursacht werden kann. Auch Spannungsgefühle in der Brust oder eine Brustvergrösserung sind möglich. Kopfschmerzen, Migräne, Schwindel und Übelkeit werden ebenfalls häufig genannt.
Einige Anwenderinnen bemerken eine Verbesserung der Haut oder eine Minderung von Haarausfall, welches das Östrogen mit seiner antiandrogenen Wirkung hervorrufen und somit die Talgproduktion senken kann. Gestagene wirken hingegen auf Haut und Haare meist neutral bis leicht verschlechternd. Ausserdem ist der Zyklus unstabiler als bei Kombinationspräparaten, sodass Zwischen-, Schmier- oder ganz ausbleibende Blutungen gelegentlich auftreten können.
Die natürliche Menstruation wird unterdrückt und die Blutung während der Pillenpause ist keine echte Regelblutung, sondern bloss eine Reaktion auf den hormonellen Wechsel. Wenn der Körper sich in einem Hormonungleichgewicht befindet, zum Beispiel wenn die Pille nicht immer pünktlich eingenommen wurde, können ebenfalls Schmierblutungen auftreten.
Manche Frauen berichten ausserdem über eine veränderte Libido. Diese zeigt sich oft in Form einer Abnahme des sexuellen Verlangens (Libidoverlust), was mit den durch das Östrogen veränderten Testosteronwerten zusammenhängt.
Wirkung auf die Gesundheit
Hormonelle Verhütungsmittel können sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Die Zufuhr von Östrogen kann Menstruationsbeschwerden lindern und das Risiko auf Eierstock-, Darm- sowie Gebärmutterschleimhautkrebs senken. Reine Gestagenpräparate können ausserdem bei der Behandlung von Endometriose und Eisenmangel helfen.
Gleichzeitig erhöht Östrogen jedoch das Risiko für venöse und arterielle Thrombosen und dadurch Schlaganfälle, Lungenembolien und Herzinfarkte. Besonders gefährdet sind Raucherinnen, übergewichtige und Personen mit starker Migräne, hohem Blutdruck oder Diabetes mit Gefässerkrankung. Falls in der Familie eine Thrombose vorkam, sollte man ebenfalls auf östrogenhaltige Produkte verzichten und stattdessen ein reines Gestagenpräparat in Betracht ziehen. Das Risiko auf Brust- und Gebärmutterhalskrebs ist durch Kombinationspräparate ebenfalls erhöht.
Wirkung auf die Psyche
Neben den körperlichen Veränderungen kann hormonelle Verhütung auch Auswirkungen auf die Psyche haben. Die Symptome können je nach genetischer Veranlagung, vorhandener psychischer Instabilität oder individueller Hormonempfindlichkeit von Person zu Person variieren. Manche Frauen berichten über Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Nervosität, Angstzustände oder depressive Verstimmungen.
Zudem beschreiben einige eine erhöhte Sensibilität gegenüber negativen Gefühlen, während positive Emotionen weniger intensiv wahrgenommen werden. Diese Symptome sind auf die Veränderung der Neurotransmitter im Gehirn zurückzuführen. Die künstlich zugeführten Hormone beeinflussen unter anderem das Serotonin- und das Dopaminsystem, die für die Stimmung verantwortlich sind.
Da der natürliche Menstruationszyklus durch den Hormoneinfluss gestört wird, gehen die natürlichen, hormonbedingten Stimmungshöhen- und tiefen verloren. Dies kann die Emotionalität, die Körperwahrnehmung und auch das Selbstbild beeinflussen.
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