Die historische Entwicklung der Verhütung
Das Bedürfnis, sich vor einer Schwangerschaft zu schützen ist fast so alt wie die Menschheit selbst. Eine der ältesten Verhütungsmethoden ist das Unterbrechen des Geschlechtsverkehrs vor dem Orgasmus (Coitus Interruptus). Die ersten natürlichen Mischungen aus Krokodilkot, Pflanzenschleim, Kräutern, Harzen oder Honig wurden bereits in der Antike als Verhütungsmittel verwendet. Diese Rezepte schienen zu wirken, da sie den PH-Wert in der Scheide veränderten. Ebenfalls kamen Scheidenspülungen zum Einsatz, um Spermien aus der Scheide zu spülen.
Während dem Mittelalter wurde die Verhütung als Sünde betrachtet und ging unter, denn der Geschlechtsverkehr sollte allein der Fortpflanzung dienen. In der Renaissance begannen die Menschen endlich umzudenken und befassten sich mit Medizin und Körperforschungen.
Erst im Jahr 1564 wurde die erste Idee eines Kondoms erfunden. Diese Kondome waren damals aus Baumwolle oder Leinen gefertigt und dienten lediglich zum Schutz vor Syphilis. Damit begann auch der enge Zusammenhang von Verhütung und sexuell übertragbaren Krankheiten. Erst später wurden Kondome aus Fisch- oder Ziegenblasen und Schafs- oder Lammdärmen gefertigt und konnten zur Schwangerschaftsverhütung gebraucht werden. Doch erst in den 1840er-Jahren wurde die Vulkanisation und mit ihr auch das heutige Gummi-Kondom entwickelt. Während der beiden Weltkriege wurde schnell klar, dass Soldaten stets ein Kondom im Gepäck mitführen sollten, da ungeschützter Geschlechtsverkehr Krankheiten wie Syphilis und Gonorrhoe übertrug und die Soldaten vom Dienst ausfielen.
Die ersten dokumentierten medizinischen Eingriffe, wie die erste Sterilisation der Frau im Jahr 1880 und die Sterilisation des Mannes 1899, waren ein sehr grosser Fortschritt für die dauerhafte Verhütung. Nach diesen Meilensteinen entstanden weitere Methoden, wie 1882 das Diaphragma und 1906 das erste Spermizidgel.
Mit den grossen Fortschritten in der medizinischen Forschung und einem besseren Verständnis des weiblichen Zyklus begann sich in den 1920er-Jahren die natürliche Familienplanung zu verbreiteten. Gleichzeitig entdeckte man, welche Rolle die Hormone spielen und versuchte, diese gezielt zu beeinflussen.
Der grösste Meilenstein war folgend die Einführung der Antibabypille in den 1960er-Jahren. Sie ist bis heute die meistgenutzte hormonelle Verhütungsmethode, da sie sehr zuverlässig und einfach anzuwenden ist. Zur selben Zeit wurde auch die Verhütung mit Kupfer entwickelt, welche bis heute als hormonfreie Alternative genutzt wird. Die ersten Pillen enthielten hohe Dosierungen der Hormone Östrogen und Gestagen, was sie sehr wirksam machten, aber auch Nebenwirkungen wie Übelkeit, Gewichtszunahme und Thrombosen sowie Schlaganfälle verursachten. Im Laufe der Zeit wurden die Hormondosen deutlich reduziert, wodurch die Nebenwirkungen verringert wurden, die Sicherheit aber trotzdem hoch blieb.
Nach und nach folgten weitere hormonelle Verhütungsmethoden wie der Hormonring, das Hormonpflaster, die Hormonspritze und das Hormonimplantat mit ebenfalls niedrigen Dosierungen und hohem Verhütungsschutz.
Als in den 1980er-Jahren die Krankheiten HIV und AIDS auftraten, wurde jedoch nochmals verdeutlicht, dass nur Kondome vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützen können. Ende des 20. Jahrhunderts folgte dann das Femidom. Das war eine wichtige Entwicklung für die Frau, um sich selbst, unabhängig vom Mann, vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützen zu können.
Die Geschichte der Verhütung zeigt, wie sich medizinisches Wissen, gesellschaftliche Werte und das Streben nach Selbstbestimmung entwickelt haben. Was damals heimlich getan wurde oder verboten war, ist heute ein wichtiger Teil der Prävention und persönlichen Freiheit. Verhütung bedeutet nicht nur, eine Schwangerschaft zu verhindern, sondern auch Verantwortung für den eigenen Körper, die Sexualität und die Lebensplanung zu übernehmen.
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